„Open Ähr“: Mehr als 1000 Besucher kamen zur Neuauflage des Ein-Tages-Festivals

Die Paveier brachten das Witzheldener Publikum zum Tanzen. Foto: R. Krieger

Von Frank Weiffen

Witzhelden – Die Bühne ist Bruce Kapusta zu klein. Er braucht das Bad in der Menge. Auf einem kleinen Podest genau vor der Nase der Fans. Und dort schnappt er sich dann seine Trompete, bläst die Melodie seiner Lieder kurz an und legt los. Vor allem mit Schmeicheleien für die Damen der Schöpfung: „Du bist so süß. Mädchen, sei mein Schokolädschen. Du bist der allerallergrößte Schatz für mich.“

Dazu rummst ein Beat vom Band. Und die Hände der Zuschauer – und vor allem die der Zuschauerinnen in Reihe eins – fliegen im Höhendorf in die Höhe. Kein Zweifel: Das „Open Ähr“, als Open Air zwischen Ähren, Funkturm und Bäumen auf der windigen Sportplatz-Höhe in Witzhelden, ist schon um kurz nach halb sieben am Samstagabend ein Riesen-Erfolg.

Von 1990 bis 2005

Das Ein-Tages-Festival im Freien gab es ja schon einmal. Von 1990 bis 2005. Dann wurde es abgesetzt. Warum, das weiß eigentlich keiner mehr so genau. Aber das ist ja auch egal. Egal, weil im Sommer des vergangenen Jahres der heute 23-jährige Witzheldener Jonas Kühl, so erzählt er es, bei einem Thekengespräch während einer Feier im Dorf mit den damaligen Veranstaltern des „Open Ähr“ zusammensaß, sie fragte, wie das damals so war mit dem Veranstalten – und schließlich selber aktiv wurde. Kühl ist hobbymäßig DJ, kennt sich im Partybusiness aus und hat einen Vater, Ralf, der gute Beziehungen in die hierzulande heilige Szene des Kölschen Fastelovends besitzt.

Und als Jonas Kühl Anfang des Jahres hinging und einen Plan für die Neuauflage des „Open Ähr“ entwickelte, kam Eins zum Andern. Und alles kommt an diesem Abend zusammen.

Bruce Kapusta trompetet und singt und bringt die Leute schonmal in Wallung. Und nach ihm entern die Paveier die Bühne und singen: „Ich han Dich niemols verjesse. Kumm Mädche, danz met mir durch de Naach“. Und dann ist Witzhelden das Mädchen, das tanzt und dieses kleine Festival das Ding, das niemals so ganz in Vergessenheit geraten ist. Das anschließende „Ich han de Musik bestellt“ macht das Ding dann endgültig klar für die Paveier. Spätestens jetzt, es befinden sich mittlerweile zwischen 1000 und 1500 Menschen auf dem Gelände, ist klar: Das „Open Ähr“ lebt wieder.

Darüber freuen sich nicht zuletzt jene fünf Damen, die seit dem Nachmittag, seit der Öffnung des Festival-Eingangs zwischen Feld und Gebüsch, hier stehen und feiern: Sieglinde Clissa, Ilona Struß und Tochter Alina, Steffi Witzoreck und Veronika Bayer. Sie kommen aus Witzhelden, Leverkusen, Düsseldorf und Köln und haben es sich hier so richtig gemütlich gemacht, während die Männer auf Motorradtour durch Südtirol sind und mit einem Selfie der Frauenmannschaft vor Bruce Kapusta neidisch gemacht werden.

Das Quintett ist heilfroh, dass das „Open Ähr“ wieder von toten Konzertpartys auferstanden ist: „Es ist einfach toll! Toll für Witzhelden“, schwärmt Clissa. Sonst gebe es hier ja nur das Erntedankfest. Das sei zwar auch jedes Mal eine Riesengaudi. Aber dennoch „ein bisschen zu katholisch“, sagt sie und lacht und zwinkert mit einem Auge, was sicherlich bedeuten soll: Die richtige Sause geht dann doch hier ab, wo bis 22 Uhr kölsche Musik dröhnt und die fünfte Jahreszeit irgendwie ein paar Monate vorverlegt wurde.

Und nach Einschätzung und Willen von Chef Jonas Kühl, der ein Team aus gut 80 ehrenamtlichen Helfern um sich geschart hat, soll die Sause eine mit Zukunft sein und im kommenden Jahr weitergehen. „Das ist der Plan“, sagt er. Schließlich sehe man ja, dass die Leute das „Open Ähr“ annähmen. Und wer einmal „Open Ähr“-Blut geleckt hat, der muss weitermachen mit dem Open-Ähren.

Artikel zuerst im Kölner-Stadt-Anzeiger erschienen.